Boppard, Wohnturm, Foto: Friedhoff (2008)
Das markanteste Bauteil ist der fünfgeschossige Wohnturm, der nach jüngsten dendrochronologischen Untersuchungen um das Jahr 1265 errichtet und im 14. Jahrhundert um- und ausgebaut wurde. Der Wohnturm weist deutliche fortifikatorische Elemente auf. So ist die der Stadt zugewandte, westliche Außenwand des Turmes auf drei Meter Dicke schildmauerartig verstärkt worden. Desweiteren kragt das Obergeschoss mit der Wehrplattform über einem Rundbogenfries vor, so dass der Wohnturm mit einem echten Maschikulikranz (d. h. einer rundumlaufenden Reihe von Wurföffnungen) ausgestattet ist, ein im Rheinland weitgehend singuläres Baudetail. Das Dach ist nach Ergebnissen der Dendrochronologie erst im Jahr 1335 auf den Turm gesetzt worden. Im Inneren lassen sich aus der Wendeltreppe, die die Stockwerke miteinander verbindet, mehrere Treppenstufen leicht entfernen, um gegebenenfalls eine Besteigung zu erschweren.
Die Kapelle befindet sich in der Nordostecke des obersten Turmgeschosses und zeichnet sich durch gut erhaltene, qualitätsvolle Fresken aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert aus, die 1910 freigelegt wurden. Nach Ausweis von Wappendarstellungen ist sie vermutlich während des Pontifikats des Trierer Erzbischofs Kuno von Falkenstein (1362-1388) oder unter seinem Nachfolger Werner von Falkenstein (1388-1418) entstanden.

Maschikuli und Grundriss