Die Datierung des als "Graues Haus" bezeichneten Adelssitzes in Winkel, das typologisch der Gruppe der unbefestigten steinernen Herrensitze zuzuordnen ist, ist durchaus umstritten.
Zweifellos gehört es mit zu den
ältesten erhaltenen profanen Steingebäuden in Hessen. Die in der älteren Literatur immer wieder anzutreffende Datierung des Gebäudes in das 9. oder 10. Jahrhundert beruht allerdings auf der fehlerhaften zeitlichen Einordnung vom Baudekor (Kapitelle), die von der
Königspfalz Ingelheim stammen und sekundär bei einer Renovierung an dem Grauen Haus verbaut wurden (Spolien) und ist daher abzulehnen.
Nicht so schnell von der Hand zu weisen ist eine
Datierung in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts, dürfte hierfür doch die kunsthistorische Einordnung mancher Baudetails sprechen sowie insbesondere eine Serie von dendrochronologischen Proben verschiedener Eichenbalken, die überwiegend in die Zeit
1075 bis 1078 datiert werden. Ebenfalls in der Literatur vertreten ist eine auf bauhistorischen Erkenntnissen der 1950er Jahre beruhende Datierung in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts. Als Initiatoren des Baus kommen die urkundlich erstmals 1191 greifbaren Herren von Winkel, genannt von Greiffenclau, in Betracht. Nach dem Bau des Wohnturms in
Vollrads im 14. Jahrhundert verlor das Graue Haus an Bedeutung und wurde in der Folgezeit gelegentlich als Witwensitz von der Adelsfamilie genutzt.